02.10.2019: Dalmatinische Adriaküste

2019-10-02 1 Von Christoph

An der Adriaküste bis Rijeka…

Heute bin ich auf den Tag genau 9 Monate unterwegs … und wir haben (nur) noch 9 Tage vor uns. Am Morgen haben wir die Grenze zu Slowenien passiert und schlagartig ist es eine alpine oder vielleicht besser gesagt hügelige Voralpenlandschaft. Grün, saftig und …. regnerisch.
Aber der Reihe nach: Nach Albanien erreichten wir Montenegro, die Straße verlief steil über der Küste mit stets schönen Ausblicken, unser nächstes Ziel war die Stadt Kotor. Eng in einem Taleinschnitt am Ende eines der zahlreichen Fjorde an der Adriaküste gelegen. (Natürlich nennt man die Meeresbuchten die teilweise weit und vor allem verzweigt ins Land reichen, nicht Fjorde… aber sie sind vergleichbar mit den Fjorden in Norwegen).
An der Steilküste mussten wir etliche Male durch Tunnels, allesamt komplett unbeleuchtet. Das war nicht gerade prickelnd, denn Ibo hat keine Beleuchtung am Rad und meine ist ausgefallen. Kurz vor Kotor stand uns noch ein 1.6 km langer Tunnel bevor. Den wollten wir unbedingt vermeiden, also mussten wir über einen Pass, am Ende des Tages immer eher ein Übel als eine Freude…. mir ging fast die Puste aus nach knapp hundert km und Ibo der „Akkuschub“, die letzten paar hundert Meter musste sie schieben. Ha, ha, da hat sie genörgelt… Aber der Schweiß hat sich gelohnt, sonst hätten wir nicht den schönen Ausblick vom letzten Pass auf den Meeresarm und die Stadt gesehen.
Die Innenstadt ist auch tatsächlich sehr sehenswert, aber man kommt sich schon etwas vor wie auf der „Wiesn“. Besonders wenn eines der Kreuzfahrtschiffe Tausende von Passagieren zum Landgang ausspuckt und diese die Stadt fluten wie ein Tsunami. Also hielten wir unseren Ausflug kurz, Pizza essen und wieder ins Quartier.
Der weitere Weg führte auf wenig befahrenen Straßen entlang der Meeresbuchten und war angenehm zu fahren. Eine Fähre nehmen, dann wieder viele km an Uferstraßen bis Igalo, wo es wieder über einen Höhenzug Richtung Norden ging, nach Dubrovnik.
Kurz gesagt, von Dubrovnik haben wir nur ein paar Fotos von oben gemacht, einige Versuche in der Stadt ein halbwegs preiswertes Quartier zu finden, schlugen fehl, die Menschenmassen schreckten uns ab, also fuhren wir gleich weiter und haben uns nördlich der Stadt einquartiert.
Von Kotor nach Dubrovnik, aber auch weiter bis Split war der Verkehr erschreckend für uns „kleine“ Radler. Über weite Strecken sind durchgezogene Linien, die Busfahrer, Wohnmobile aber auch Autos halten sich daran, fahren nicht rüber, überholen aber trotzdem, auf unsere Kosten, indem sie oftmals ganz knapp an uns bzw. unseren Gepäcktaschen heranfahren. Da kam mir schon so mancher Fluch aus.
So schön wie die dalmatinische Küste auch ist, wir wollten weiter, Richtung Hoamzua. Die Straßen waren super, viele Kurven, viele Aufs und Abs… aber auch viele viele Motorradfahrer (100 bis 200 am Tag), manche vernünftig vorbeifahrend, andere in Rennausstattung und –fahrweise. Manchmal dachte ich wir wären verkehrt und hätten uns auf eine Rennstrecke verirrt.
Wir waren auch schnell, für unsere Verhältnisse: 1550 km in 17 Tagen von Patras an die slowenische Grenze, und gestern verließen wir bei Rijeka die Meeresküste und fanden uns bald im Alpenvorland – südlich der Alpen – wieder.
Was gabs noch besonderes? Irgendwo südlich von Split, nahe Omis, hielt uns plötzlich eine Frau an, aus einem Landshuter Auto steigend und rief meinen Namen. Verwundert hielt ich an und es stellte sich heraus, dass es eine Jugendfreundin aus dem Rohrdorfer Sportverein war, wir hatten uns 43 Jahre nicht mehr gesehen oder gesprochen. Da war die Freude groß und das Erstaunen, als sie berichtete, dass sie bzw. auch ihre Familie regelmäßig meinem Blog folgen. Weiter so. Ich freue mich über meine vielen Fans 😉 … und dass sie mir bis nach Kroatien folgen…
Nördlich von Split haben wir eine der vielen Landzungen abgeschnitten und sind etwas ins Land gefahren. Eigentlich wollten wir in dem Städtchen Benkovac übernachten. Fehlanzeige. Der Ort ist noch schwer gezeichnet vom Bürgerkrieg von vor zwanzig Jahren. Viele Häuser sind nicht bewohnbar, von Einschüssen gezeichnet, halb verrottet und dementsprechend ausgestorben zeigt sich der Ort. Aber es haben einige Bars und Cafes eröffnet, zaghafte und trotzige Versuche, wieder Leben in die Stadt zu bringen. Doch womit fängt man an…? Was für ein Gegensatz zu den prosperierenden Küstengegenden mit vielen vielen Urlaubern und dem doch schon sehr deutlich sichtbaren Wohlstand – keine 15 km entfernt.
Weiter gehts jetzt in die slowenischen Alpen, auch wenn es uns heute ein paar mal so richtig zugeschüttet hat.

Bilder gibts auch wieder: Von Kotor nach Rijeka