25.09.2019: Albanien – unbekanntes Land

2019-09-25 3 Von Christoph

In Albanien kann man besonders viele Sterne beobachten. Nicht in der Nacht, sondern am Tag. Es sind die Sterne aus Böblingen bei Stuttgart. In keinem Land, das ich bisher bereist habe, fahren so viele Mercedes durch die Gegend. Es ist verblüffend. Alte und uralte, neue, große, kleine…. und die E-Klasse scheint unter diesem Fabrikat das Rennen zu machen.
Vielleicht hat diese Sternmanie ihren Ursprung darin, weil der damalige König Zog I. (es gab tatsächlich ein Königreich Albanien von 1928 – 1939) im Jahr 1938 von Hitler einen roten Mercedes geschenkt bekommen hat. Seitdem ist diese Marke wohl der Inbegriff eines Automobils.
Damit diese auch fahrbar und gut erhalten bleiben, gibt es ebenso eine Unzahl an Autowerkstätten, keine Vertragswerkstätten… nein, alles kleine Buden, aber voll mit wertvollen Autos. Dazu ebenso entsprechend viele Autowasch-„Anlagen“, in denen viele Hände, Dampfstrahler und Staubsauger die Sterne auf Hochglanz polieren. Auch die anderen deutschen Hersteller sind gut vertreten, und auffällig – nahezu überhaupt nicht – die Fahrzeuge aus Fernost.

Das ist nur ein kleiner Aspekt, der einem aber sehr stark auffällt, wenn man Albanien bereist. Darüber hinaus bietet es eine facettenreiche Geschichte und viele touristisch noch nahezu unbekannte Ausgrabungsstätten wie Butrint oder Apollonia, sowie besondere Orte wie Berat, die „Stadt der tausend Fenster“ oder Gjirokaster, angeblich die „steilste Stadt der Welt“.
Ich muss zugeben, dass wir kaum oder gar nicht vorbereitet waren, was uns in Albanien erwartet und ich kann hier nur einige Schlagworte und Begriffe platzieren. Wir sind eigentlich nur die Küste von Süd nach Nord entlanggehastet im Ansinnen jetzt bald „dahoam“ zu sein.
Aber allein der südliche Küstenabschnitt von Sarande nach Vlore bietet nicht nur kulturelle Schätze, sondern auch landschaftlich atemberaubende Ausblicke auf wilde Berglandschaften, auf (noch) einsame Sandstrände und gemütliche Ortschaften am Meer. Ein besonderes Schmankerl für uns Radlfahrer war der gut 1000 m hohe Llogarapass, der sich in 13 km vom Meer auf die Passhöhe hinaufwindet, ohne Brücken, ohne Tunnel, aber auf einer sehr gut fahrbaren Straße.
Das ganze Land mit dem Radl zu bereisen und zu entdecken ist aufgrund seiner Topographie wiederum kaum möglich, zu unwegsam, steil und aufwändig wäre es mit dem Drahtesel. Aber unser Interesse ist geweckt, auch dieses Land später mit dem Wohnmobil zu entdecken.
Eine besondere Situation durften wir nahe der Stadt Dürres erleben. Am 21.9. erreignete sich in Albanien ein Erdbeben, das mit Stärke 5.8 gemessen wurde. Wir standen gerade an einem Kreisverkehr und wollten die weitere Route besprechen, da fing der Boden unter uns an, sich hin und her, auf und ab zu bewegen. Ibo schrie gleich „ein Erdbeben“, ich sah mich um, ob irgendwelche LKWs oder schwere Fahrzeuge die Ursache sind. Wir standen so, dass wir uns gut an unseren Rädern abstützen konnten. Nach einigen Sekunden war der Spuk vorbei, später sahen wir im Internet, dass das Epizentrum des Bebens nur wenige Km von unserem Aufenthaltsort nahe Durres war. Einige spätere Nachbeben haben wir dann gar nicht mehr wahrgenommen. Alles gut also, als Beruhigungsinfo für unsere Freunde, die Familie dahoam haben wir natürlich gleich entsprechend informiert. Ha, und als „Event“ einer solch fast „weltumspannden“ Reise gehört so ein Erdbeben ja fast dazu. Hat eh gedauert, hatte eigentlixch schon in China oder Zentralasien damit gerechnet. 😉

Wie immer gibts auch Bilder zum Text: Unbekanntes Albanien