06.08.2019: Georgien

2019-08-07 4 Von Christoph

Unsere Route in Georgien: Das verlangt nach mehr…

Georgien – was für ein geschichtsträchtiger Name. Und doch so unbekannt und unscheinbar. Für 70 Jahre verschwunden in den „Tiefen“ der sowjetischen Herrschaft. Um so selbstbewusster, modern und zukunftsorientiert treten seine Bewohner jetzt auf. Besonders natürlich die junge Generation, die seine Potentiale entwickeln will. Die Gastfreundschaft ist erstaunlich und in diesen wenigen Tagen konnten wir eine ganze Reihe von Menschen kennenlernen und Land und Leute besser verstehen.
Nach unserer Landung in der Hauptstadt Tbilis (früher als Tiflis bekannt) bauten wir unsere Räder direkt am Flughafen zusammen und radelten die 20 km in die Stadt. Das „Tiflis Hotel“ ist ein 170 Jahre altes Ziegelgebäude in dem damals ein Gymnasium neben einer katholischen Kirche untergebracht war.
Nachdem die Russen im 2. Weltkrieg deutsche Kriegsgefangene gezwungen hatten die Kirche abzureissen, wurde nach dem Krieg das Haus zu einem Hotel umgebaut.
Es war schön da, besonders der Innenhof lud zum Verweilen und Entspannen ein. Aber so richtig zum gemütlichen Verweilen taugt unsere Hoamzua-Tour nicht. Wir hatten einen guten Standort gefunden für eine Stadterkundung mit dem Rad. Am ersten Tag radelten wir gleich die 16 km hinauf zum „Hausberg“ mit dem Park Mtatsminda, etwa 400 Hm über der Stadt. Eine vortreffliche Aussicht, ein Riesenrad, Achterbahn und viele Erlebnismöglichkeiten für Kinder sowie Verkaufstände locken die Leute auf diesen Berg.
Drunten in der Altstadt sehen wir auf unserer Runde das Opernhaus, einige Kirchen, fahren durch alte „französisch“ anmutende Viertel, überqueren den Kvari Fluss auf einer modernen Brücke aus Stahl und Glas und als Abschluss und Höhepunkt des Besichtigungstages sehen wir die Dreifaltigkeits-Kathedrale, die mit einer ganz besonderen Architketur beeindruckt.
Am zweiten Tag machen wir es etwas ruhiger und schlendern durch das Kneipenviertel, fahren mit der Seilbahn über den Fluß hinauf zum alten Fort und der „Freiheitsstatue“, die die Tbiliser „Mutter Erde“ nennen. Beim Runterwandern besuchen wir noch die alte (intakte) Narikala Kirche in der ansonsten zerstörten Burganlage.
Die Abendessen im Touristenviertel waren dann soso, vor allem war der Service dann schon etwas „verdorben“ und die Preise einfach schon deutlich höher als außerhalb der Städte.
Nach dem Rumhängen in Tashkent und dann noch zwei Besichtigungstagen in Tiflis waren wir wieder heiß aufs Radeln. Die erste Etappe Richtung Küste sollte uns bis Gori führen, knapp 80 km nach Nordwesten, am nächsten Tag wollten wir eine 5000 Jahre alt Höhlensiedlung namens Uplistsikhe ansehen.
Den ganzen Tag folgten wir dem Kvari Fluss und mieteten uns schließlich bei Gogi Dvalishvilis Weinkeller ein. Diesesmal wars keine Hochzeit zu der wir passend dazu kamen, aber ein Treffen einer Studentengruppe von angehenden Dokumentarfilmern aus mehreren Ländern in Europa und natürlich auch aus Georgien, die gerade eine Sommer School in Georgien besuchten. Wir halfen den Gastgebern noch beim Salat schnippeln bevor die Meute zur Weinprobe und zum Abendessen kam. Wir hatten nette Kontakte und interessante Unterhaltungen.
Die Überreste von Uplistsikhe besuchten wir noch vor der abendlichen Weinprobe, beeindruckend waren vor allem die Tatsache dass es vor 5000 Jahren schon solche Siedlungen gab.
Die Route führte stets am Kvari Fluss entlang weiter, immer etwas bergauf, am übernächsten Tag machten wir in Akhaltsikhe Station, eine Kleinstadt die aufgrund ihrer Lage stets eine Durchgangsstation von Reisenden war und damit ein Schmelztiegel vieler Nationalitäten. Das wird besonders deutlich, dass in der grossen Burganlage im Laufe der Jahrhunderte ein Madrasa entstand, eine orthodoxe Kirche und eine Moschee, natürlich mit Minarett. Heute wird das alles ergänzt mit mehreren Restaurants und einem Luxus-Hotel.
Kurz nach Akhaltsikhe teilt sich die Straße, eine Route führt nach Süden in die Türkei, die andere nach Westen auf den Goderzi Pass und in Richtung Schwarzmeer-Küste. Eine Strecke die mehr und mehr dem bayerischen Wald glich, bis sie dann zum Schluss steil bergauf führt, etwa 25 km auf Schotterstraßen, manchmal ist noch erkennbar dass die Straße schon mal asphaltiert war. Die ersten 25 km hinunter waren dann noch viel schlechter und es schüttelte uns gewaltig durch. Eine Übernachtung war dann nicht „so gelungen“, die Wirtin war hauptsächlich aufs Geld versessen und wenig servicebewusst, aber auch das muss man einfach mal durchstehen. Mehr als aufgewogen wurde dieser miese Aufenthalt am nächsten Abend als wir auf dem Weingut von Lado Shavischvili übernachteten. Schon bei der Ankunft wurden wir von seiner Frau und deren Schwester (Heliko und Guliko) „abgefüttert“, mit den Köstlichkeiten des Landes und natürlich gleich mit Wein. Danach schauten wir zu „den Männern“, die im Steilhang Haselnüsse ernteten und am Abend mit einem gutem Essen und Wein verköstigt wurden. An der Weinprobe beteiligten wir uns wieder, er war diesesmal nicht so köstlich, aber die Stimmung war super und aus der Nachbarschaft wurde ein 14jähriger Junge geholt, der in Deutschland lebt und gerade auf Urlaub bei den Großeltern in Georgien war. Den Tip für dieses Weingut erhielten wir übrigens von Natali, die im Touristikbüro von Keda arbeitet und natürlich solche Geheimtips parat hat.
Der nächste Tag führte uns dann an die Küste, nach Sarpi, südlich von Batumi und direkt an der Grenze zur Türkei. Wir wollten etwas außerhalb der Stadt wohnen. Für Batumi haben wir uns aber dann einen Tag Zeit genommen und sind hineingeradelt. Die Stadt ist faszinierend, alte und neue Architketur auf engstem Raum zusammen, eine Stadt mit altem, mondänem Charme und neuem Aufbruch, man kann praktisch in der Innenstadt am (felsigen) Badestrand liegen und abends in vielen Casinos sein Glück versuchen.

Ein Fazit für Georgien? Ein so kurzer Abschnitt unserer langen Tour. Wir haben in nur 8 Tagen nur einen kleinen Teil dieses Landes mit seinen stolzen Bewohnern gesehen. Land, Berge, Natur und Leute haben uns so beeindruckt dass wir unbedingt wieder hierherkommen wollen – natürlich dann mit unseren Frauen – um noch viel mehr von dem Land kennen zu lernen. Auf der Durchreise mit dem Rad kann man nicht jede Ecke erkunden, mit dem Wohnmobil allerdings schon. Ganz besonders reizvoll ist sicher auch die georgische Weinroute komplett zu befahren und in den vielen kleinen Weingütern die Expertise der Weinbauern zu testen.

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