05.02.2019 Farewell Tour durch Guangxi

2019-02-05 5 Von Christoph

An unserem zweiten Ruhetag in Yangshuo setzten wir uns wieder auf Zweiräder, aber heute sind sie elektrisch angetrieben und man muss nur den Handgriff drehen und schon sind sie in Bewegung. Am Anfang meinte ich noch, dass meine Beine zucken, aber das war wohl eine Täuschung ;-).
Wir fuhren das Yulong-Tal hinauf bis zur alten Brücke und chillten ansonsten bei Sonne und unter Bambusbüschen, sahen den (Soft)Raftern zu und fotografierten die Karstberge.
Ich konnte natürlich nicht umhin auf einen dieser Hügel zu steigen, um Yangshuo mal von oben zu sehen wie es eingebettet liegt zwischen den Bergen und sich mehr und mehr ausdehnt wo noch etwas Platz ist.
Am nächsten Tag gings weiter auf unserer Farewell Tour durch Südchina, an diesem Tag nur kurz nach Xingping, am Li-Fluss.
Hier fahren ja die vielen Boote vorbei auf dem Weg nach Yangshuo. Natürlich checkten wir in unserer altbekannten Jugendherberge ein, der Name ist „Xingping This Old Place International Youth Hostel“. Auch hier waren wir schon mit mehreren unserer Freunde bzw. Verwandten. Erinnert ihr euch?
Wir stiegen auf den Laozhai Gipfel, gleich neben dem Hostel, einem Karst-Zahn, der etwa 200 m hoch ist und von dem aus man über einhundert andere Gipfel zählen kann. Ibo konnte sich endlich dazu entschließen… und sie bereute es nicht. Es war Nachmittag und wir sahen zwar keinen Sonnenuntergang, aber in der klaren Luft hatten wir eine sehr gute Sicht.
Leider kamen die Touristenboote aus Guilin heute nicht vorbei, die fahren wegen Niedrigwasser zur Zeit nicht.
Später trafen wir im Hostel ein Schweiz-Koreanisches Paar und einen Schweden, die in Südchina reisen und wir fallen natürlich aus dem Rahmen mit unserem Reiseprojekt.

Die nächste Station war Guilin, der Hauptort der Region. Dazu mussten wir eine etwas höhere Bergregion überqueren, die Südseite ist weitgehend bedeckt mit Orangen- und Mandarinenbäumchen, und vielfach sieht man wie die Menschen Quadratmeter um Quadratmeter die Karstberge roden und dann zwischen die Felsen die neuen Büsche pflanzen.
Caoping auf der Nordseite war unsere Mittagsstation, dann erreichten wir Daxu, dessen kleine Altstadt kunstvoll gestaltete Häuser prägen und das immer noch das besondere Etwas bewahren kann.
Gleich neben einem Cafe konnte ich sehen wie ein alter chinesischer „Medizinmann“ einem Patienten den gebrochenen Arm behandelte, mit Saugnäpfen aus Bambus, während sein Adjutant mit einem Mörser Kräuter zu feinem Mehl zerstampfte, das dann als Paste verrührt auf das geschwollene Handgelenk aufgetragen wurde.
Bei der Ankunft in Guilin gabs gleich einen Service für Ibos Rad, wir ersetzten vorsorglich gleich den zweiten Reifen (den ersten schon in Yangshuo) und es waren auch neue Bremsbeläge fällig. Organisiert wurde es von Robert, einem Bike Tourguide (sein Unternehmen heißt „Guilin Cycling Tours“) von dem wir 2016, als wir mit Gertraud und Walter von Yangshuo nach Guilin geradelt sind, die Räder ausgeliehen hatten. Sein Spezi von BH Bike Sports kümmerte sich zwei Stunden um Ibo’s Rad und wir bezahlten gerade einmal 25 EUR für Reifen, Bremsbeläge und Arbeit.
Klare Empfehlung, wenn mal jemand hierher kommt und Fahrräder braucht oder eine Tour unternehmen will, Robert von GCT und BH Sports sind super Adressen.
Am Abend machten wir noch obligatorisch einen kleinen Rundgang um den See mit den Zwillingspagoden, dann hieß es auch Guilin Servus zu sagen.
Eine Tagestour mit einem hohen Passübergang war es nach Heping, dem Ausgangsort zu den Reisterassenbergen von Longji. Dragon’s Backbone – Drachenrücken – wird der Gebirgszug genannt. Erstmals war ich 2006 hier und seit 2011 ist unsere Quartier stets bei Danny’s „Green Garden Hotel“ in dem Bergdorf Ping’An. Es war wieder einmal phantastisch, besonders weil die Reisterassen in diesem Jahr schon sehr früh gewässert wurden. Laut Danny auf Befehl vom großen Vorsitzenden in Beijing, schließlich soll den Touristen in den Chinese New Year Festtagen etwas geboten werden.
Wir lassen einen Teil des Gepäcks in Heping, dann fahren wir die 18 km hinauf, die letzen acht davon sehr steil auf einer neu geteerten Straße bis etwa 500 m unterhalb des Dorfes. Es ist ein Dorf ohne Straßen, nur Treppen und schmale Wege führen hinauf und durchs Dorf. Aber es war uns ein Anliegen, zum letzten Besuch bei Danny mit dem Radl aufzukreuzen, obwohl wir die Räder teilweise tragen mussten. Gewundert hat das niemand, wir sahen keine zweifelnden Blicke, sondern nur hochgestreckte Daumen. Es war ein toller Abschied, eine fast schon heimatliche Runde durch die Reisterassen, am Abend hat Danny wieder super aufgekocht und seine Frau uns bestens verwöhnt.
Gestern wars dann ein reiner Ortswechseltag, 90 km nach Sanjiang. Es war chinesischer Sylvestertag und allerortens wurde geputzt, Autos wurden gewaschen und poliert, die Haustüren mit den Glücksspruchbändern geschmückt und viele Hühner für den Festabend gerupft. Obwohl es fast die ganze Strecke leicht bergab ging, mussten wir fleißig treten, weil wir erstmals deutlichen Gegenwind hatten.
Das River View Hotel in Sanjiang (drei Flüße) machte seinem Namen alle Ehre, unser Zimmer war direkt am Fluss, drei Stockwerke drüber. Hier hatten wir dann auch einen Platz in der ersten Reihe um den ganzen Abend die Feuerwerke zu sehen. Unser Sylvesterdinner haben wir im Supermakrt zusammengestellt, an diesem Abend haben in China annähernd alle Lokale geschlossen.

Das Schweinejahr (nach dem chinesischen Tierzeichen-Kalender) hat begonnen. Nur 20 km nördlich von Sanjiang machen wir gleich wieder Station in Chengyang, einem Gebiet mit acht kleinen Dörfern der Dong, einer der 55 offiziell anerkannten ethnischen Minderheiten in China. Ansonsten sehr überlaufen, war es heute am Neujahrstag noch sehr ruhig und wir radelten „schwerelos“ durch die Dörfer und über die Plattenwege in den Gemüsefeldern. In einem Ort sahen wir den dörflichen Trachtenverein beim Proben für eine Musik- und Tanzaufführung, in einem anderen schon eine Vorführung die wir „Heimatabend“ nennen würden. Ganz besonders bemerkenswert sind die Musikinstrumente aus Bambus, die man als Flöten mit mehreren Pfeifen beschreiben könnte.

Alles in allem war es eine ganz besondere Reisewoche, führte sie uns doch in Städte, Dörfer und Berge, die wir schon häufig besucht hatten. Da fiel das Abschiednehmen schon ein bisschen schwer.

Jetzt gibts auch Bilder zum Blog.

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