15.01.2019 Von Anhui nach Jiangxi

2019-01-15 6 Von Christoph

Here we are – liebe Leser. Die Fortsetzung unserer Reise…

Letztens in Huangshan City konnten wir unsere Schwierigkeiten mit dem Hauptschalter gut lösen.                                Am nächsten Tag gings weiter Richtung Süden in die Gegend um Wuyuan, die bekannt ist für Dörfer im alten chinesischen Baustil… und es sind wirkliche Dörfer wie wir sie kennen mit ein paar tausend Einwohnern. Etwa zur Hälfte der ca 80 – 90 km überquert man einen Pass und dann gehts flott bergab immer ein Flusstal entlang und die Straße ist wenig befahren. Schon bei der Auffahrt hatte zur Abwechslung mein Rad einen Defekt in der Schaltung, aber eigentlich war es nur eine lose Schraube und die war schnell fixiert, nachdem ich das als Grund festgestellt hatte. Auf jeden Fall war die Aktion insofern bemerkenswert, dass es in einem Dorf war. Die Schulkinder hatten gerade Pause und wir somit den gesamten Menschenauflauf.

Bei der Abfahrt passierten wir viele Kleinbetriebe, die das schwarze Schiefergestein bearbeiteten, das als „Tintenstein“ in der Kalligraphie verwendet wird. Zum Teil werden da großartige Kunstwerke erzeugt, aber wenn man die Künstler bei der Arbeit sieht, ist das einfach nur laut (Bearbeitung mit der Flex und Druckluftschleifern), schmutzig und nass.

Auch wir kamen dann ziemlich nass in unserem Quartier in dem Dorf Likeng an, das bekannt ist für seine Ursprünglichkeit und altchinesischem  Baustil. Kurz vor Dunkelheit erreichten wir den Ort, trotzdem erkannten wir ihn gleich wieder. 2013 waren wir schon einmal da, da war das Dorf mit tausenden von Leuten gefüllt (Jule, erinnerst Du Dich?).

Wir waren alleine, auch im Hotel. Die Besitzer verschwanden dann in ihr altes Haus und haben uns einfach eingesperrt. Durch einen alten Schweinepferch konnten wir entkommen und leider war nach unserem Abendessen diese Tür auch wieder verschlossen. Mit viel Schreien und Klopfen konnten wir auf uns aufmerksam machen und wurden wieder in unser Zimmer gelassen.

Nächster Tag: Ziel Jingdezhen, die Porzellanstadt. Die Tagesetappe war zu ambitioniert, vor allem nachdem wir noch etwas Zeit verloren hatten, weil ich in Wuyuan die Altstadt sehen wollte und weil es viel regnete. So haben wir in Fuchun für den Tag aufgegeben, irgendwo im Nirgendwo. Ein Hotel gabs, Abendessen dann als Streetfood vom Grill….

Jetzt war der Plan etwas durcheinander. Jingdezhen war zu nah als nächste Tagesetappe und wir wollten nicht „nur einen halben Tag fahren“. Also, abgekürzt vor Jingdezhen und ca. 50 km durch eine extrem arm erscheinende Region zu einer Kleinstadt namens Leping. Wie jeden Tag, die Hotel-Verfügbarkeit bestimmte die Länge der Etappe mit den Limits Uhrzeit und meinen Kräften natürlich. Eigentlich eine schöne Straße, aber eine Region in der Gestein abgebaut und zermahlen wird, also ein Steinbruch und Verarbeitungsbetrieb nach dem anderen.

Sonntag, 13. Januar: Wir wollten die 150 km bis nach Nanchang auf zwei Etappen aufteilen, ungefähr hälftig. Die erste Stadt – Yugan – war uns zu früh dran, etwa nach 60 km. So haben wir uns entschlossen weiterzufahren, um ungefähr bei der Hälfte ein Hotel zu finden.

Am Morgen gings lange durch Gemüsefelder und dazugehörige Dörfer, immer auf Nebenstraßen. Dann eine schönes Stück auf dem Damm des Xin Jiang Flusses (wir dachten zuerst es wäre der Jangtse). Später durch weitere Dörfer auf teilweise recht schlechten und schmierigen Straßen. Die Mittagspause war lustig, wir hatten gute Nudeln vom Wok, die Köchin und auch die Ladennachbarin und deren Tochter haben unentwegt uns fotografiert. Dann gings wieder auf Hauptstraßen mit viel Verkehr, sehr lästig.

Ab km 75 haben wir nach einem Hotel geschaut… nichts… gefragt, auch nichts, die Iphone-GPS hat dann auch für die nächsten 30 – 40 km keine Kleinstadt angezeigt, die ein Hotel bieten könnte… es war nur noch eineinhalb Stunden hell. Jetzt doch der Entschluss zurückzuradeln nach Yugan, dort gabs Hotels. So hatten wir beides: Mehr als 60 km, nämlich 98, und ein Hotel… aber das hieß am nächsten Tag wieder ca 95, je nachdem welches Hotel wir in Nanchang aussuchen… Aber danach winkt ein Ruhetag.

Zu Yugan: Schon sehr „chinesisch“, das geht schon an die Grenzen dessen, was wir gut finden. Die Leute lassen ihre Läden, Garküchen, ihr gesamtes Umfeld unvorstellbar verwahrlosen…. wir sind ja einiges gewohnt, aber so haben wir es auch selten gesehen. „Remote places“ pflegt Jenny zu sagen, „abgelegene Orte“.

Montag: Heute gilts viele KM „zu fressen“, gute 90 und 75 davon auf einer vielbefahrenen Hauptverbindungsstraße. Da gibts nicht viel zu erzählen, nur soviel: Ich bewundere Ibo wie sie das mitmacht und wegsteckt. Dickes Lob.

Am Abend dann in Nanchang, der Hauptstadt der Provinz Jiangxi, ganz in der Nähe des Hotels wurden wir mit einem phenomenal leckeren Abendessen entschädigt. Die Sensation passierte: Ich konnte Ibo positiv zureden von dem superguten Fisch mit Sojasprossen in Öl zu probieren. Sie hat weiter davon gegessen…. Mehr sog i net.  Außer: Allmählich bezweifeln wir, dass wir auf der langen Tour abnehmen.

Dienstag: Heute kein Radlbetrieb, sagen wir fast keinen. Ohne Gepäck fuhren wir 5 km zum berühmten Tengwang Pavillon. Das Wort Pavillon ist ein bisschen untertrieben. Es ist schon eher eine Burg, das Gebäude hat 5 Stockwerke und der erste Bau stammt aus dem Jahr 629. Tengwang wurde vom damaligen Kaiser als Gouvernour von Nanchang eingesetzt und dieser Pavillon war sein Stadthaus.

Das Gebäude ist rund 60 m hoch und steht in einem 13.000 m² großen Park. Es ist in seiner Geschichte 28 mal abgebrannt oder zerstört worden… keine ruhigen Zeiten also. Heute ist es ein Museum das seine Geschichte und viele Gegenstände wie Musikinstrumente, Porzellan, Skulpturen, Kleidung uvm. ausstellt sowie auch viele Gemälde mit historischen Motiven.

Schön so ein Tag zum Ausruhen und a bissl chinesische Kultur genießen.

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